Die Ordnungstherapie ist ein „übergeordnetes Prinzip aller Naturheilverfahren“. Jede naturheilkundliche Behandlung versucht, die gestörte Ordnung im Organismus wiederherzustellen. Es ist ein Konzept für eine gesunde Lebensführung, in dem die Selbstverantwortung des Einzelnen für seine Gesundheit eine wichtige Rolle spielt.
Bereits Hippokrates weist in seiner „diaita“ (Lebensweise) auf die Ordnungstherapie hin und gibt Empfehlungen z.B. zur Einhaltung von Aktivität/Ruhe, zum Essen, zum Umgang mit Genussmitteln und zur allgemeinen Mässigung.
Wirkungsweise: „Die Heilkunst besteht im Hinzufügen und im Weglassen, in der Wegnahme des Überschüssigen und in der Hinzufügung des Fehlenden.“
Auch die noch ältere Ayurveda-Medizin verwirklicht durch ihre Empfehlungen, wie sich Menschen unter Berücksichtigung des Tages- und Jahresrhythmus in Bezug auf Nahrungsaufnahme, Aktivität und Schlaf zu verhalten haben, Aspekte einer modernen Ordnungstherapie.
Obwohl Kneipp, dessen ganzheitliches Therapiekonzept auf den fünf Säulen Hydro- und Thermotherapie, Phytotherapie, Bewegungstherapie, Ernährung und Ordnungstherapie fusst, seinen Begriff der Ordnungstherapie nicht genau definiert hat, ist seinen mündlichen und schriftlichen überlieferten Äusserungen zu entnehmen, dass er darunter ein Leben im weitestgehendem Einklang mit der natürlichen Ordnung versteht. Dies bedeutet, das Leben an den vorgegebenen geophysikalischen Rhythmen (Tages-, Jahresrhythmus) auszurichten, (einfache) saisonale Nahrungsmittel zu verzehren und sich körperlich zu betätigen. Spirituelle Aspekte (Religion, göttliche Ordnung) wurden ebenfalls berücksichtigt.
1937 veröffentlichte Bircher-Brenner seine „Ordnungsgesetze des Lebens“ und sie sind noch heute aktuell. In einer Welt, die mehr und mehr in Unordnung geraten zu sein scheint, ist die Auseinandersetzung mit Regeln, die das Leben ordnen und Gesundheit zu stabilisieren vermögen, wichtiger denn je.